Stand Moorentenprojekt

F. Melles schrieb:

Erfolgreiches Jahr für das Projekt „Wiederansiedlung der Moorente am Steinhuder Meer“

Die Saison 2015 erweist sich, nach den letzten diesjährigen Auswilderungen von Moorenten, als sehr erfolgreich. Im laufenden Jahr konnten erstmals in freier Wildbahn geschlüpfte Enten beobachtet werden. Darüber hinaus wurden mit 152 Tieren deutlich mehr Moorenten innerhalb eines Jahres ausgewildert, als in den Vorjahren.
In dem vom NABU Niedersachsen, unter Zusammenarbeit mit der Wildtier- und Artenschutzstation Sachsenhagen und der Ökologischen Schutzstation Steinhuder Meer, durchgeführten Projekt konnten Mitte Juni 16 noch flugunfähige Jungvögel mit zwei führenden Muttertieren gesichtet werden. Eine weitere erfolgreiche Brut ist wahrscheinlich, aber nicht endgültig belegt, da alle Tiere dieselbe Gewässerfläche nutzten und Doppelzählungen möglich, wenn auch unwahrscheinlich, waren.
Die Beobachtung der Jungtiere erfolgte auf einem ruhigen Gewässer in wiedervernässten, streng geschützten Bereichen des Toten Moores. Diese Lebensräume wurden durch den NABU und Mitarbeiter der ÖSSM zuvor nur unregelmäßig aufgesucht, da erste Brutversuche von Moorenten eher in den Feuchtwiesenbereichen südlich und westlich des Steinhuder Meeres erwartet wurden. Das Brutgewässer bietet, nach Meinung des NABU, gute Bedingungen für die Aufzucht der jungen Moorenten. Da die zahlreichen geschützten Brutmöglichkeiten, wie Wurzeln und Grashorste, wasserumspült und von oben meist durch Bäume und Büsche geschützt sind, haben Beutegreifer wie Füchse und Greifvögel nur geringe Chancen erfolgreich zu jagen. Auch die Nahrungsgrundlage, die bei jungen Moorenten hauptsächlich aus Insekten besteht, scheint ausreichend zu sein.

Die erfolgreichen Brutversuche zeigen, dass die Tiere im Umfeld des Steinhuder Meeres durchaus geeignete Lebensräume zur Fortpflanzung finden. Für den mittelfristigen Aufbau einer selbsterhaltenden Population der Art in Niedersachsen reicht die Zahl der in freier Wildbahn geschlüpften Jungtiere jedoch noch nicht aus.
Um die Zahl der brütenden Moorenten und damit der möglichen Nachkommen zu erhöhen erfolgten 2015, wie in den Jahren zuvor, weitere Auswilderungen. Mit 152 Moorenten, darunter 74 Erpel, 77 Enten und ein geschlechtsunbestimmtes Tier, konnten bis Anfang September etwa doppelt so viele Tiere freigelassen werden, wie in den Vorjahren. Der Bruterfolg der Zuchtenten in den am Projekt teilnehmenden deutschen Zoos und Tierparken war 2015 dementsprechend hoch. Die Gesamtauswilderungszahl im Projektverlauf liegt bei 349 Moorenten.
Ab Mitte Oktober sammelten sich, wie in den Vorjahren, wieder zahlreiche Moorenten auf dem Hagenburger Kanal und auf den Bootsgräben in Großenheidorn-Strand. Am 20. 11. konnten bis zu 26 Enten auf dem Kanal beobachtet werden. Dies ist die bisher größte Anzahl von zeitgleich erfassten Tieren im Laufe des Projektes. Diese Konzentration von Tieren, die einsetzt, sobald die Nahrungsverfügbarkeit in den übrigen Gewässern zurückgeht, gibt ein gutes Bild über die Anzahl der im Projektgebiet verbliebenen Moorenten. Seit Anfang November identifizierten geduldige Fotografen (vor allem Wolfgang Glawe) alleine 30 Tiere anhand ihrer individuellen Fußringe. Die Ablesung der Ringe ergab, dass auch zahlreiche Enten, die bereits 2014 ausgewildert wurden, noch vor Ort sind. Ein Tier, das zwischenzeitlich bereits an den Riddagshäuser Teichen in Braunschweig beobachtet worden war, dann aber zurückkehrte, hält sich sogar bereits seit über zwei Jahren im Umfeld des Steinhuder Meeres auf. Nachweislich zwei weitere Moorenten sind in das Projektgebiet zurückgekehrt, nachdem sie an den Meißendorfer Teichen bzw. im Bereich des Truppenübungsplatzes Bergen gemeldet worden waren. Insgesamt dürften sich bis Mitte November damit schätzungsweise noch mindestens 35 bis 40 Tiere im Umfeld der Steinhuder Meeres befinden. Dies entspricht rund zehn Prozent der seit 2012 ausgewilderten Tiere.
Neben den beringten Enten konnte Anfang November auch ein unberingtes Tier auf dem Hagenburger Kanal registriert werden, bei dem es sich höchstwahrscheinlich um eines der diesjährigen Jungtiere handelt. Damit ist zeigt sich, dass die in der freien Wildbahn geborenen Moorenten die Flugfähigkeit erreichen können und dann auch nicht unmittelbar abwandern. Für eine mittelfristige Etablierung der Moorente am Steinhuder Meer ist das Überleben der Jungtiere ein entscheidender Faktor. Für 2016 hoffen wir auf weitere erfolgreiche Brutversuche. Auch sind weitere Auswilderungen geplant.
Wie erwähnt können Moorenten derzeit relativ gut am Hagenburger Kanal oder auf den Bootskanälen in Großenheidorn-Strand beobachtet werden. Mit etwas Geduld und bei Nutzung eines Fernglases sind hin und wieder auch Ablesungen der Fußringe möglich, die weiterhin gerne an den NABU Niedersachsen (Rufnummer 05037/9672) weitergegeben werden können.

Dieser Beitrag wurde unter Beobachtungen veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert